Sind wirklich immer die anderen schuld?
Bei ihrem letzten gemeinsamen Mahl stellten die Jünger Jesus diese Frage, als Er sagte, dass einer der Anwesenden Ihn verraten würde. Sie waren daran unschuldig (außer Judas), stellten die Frage aber trotzdem: „Herr, doch nicht ich?“
Sie waren nicht schuldig, Ihn verraten zu haben, aber sie kannten ihr eigenes Herz in einer verwandten Angelegenheit nicht. Als Jesus Petrus sagte, dass er Jesus in dieser Nacht verleugnen würde, erklärte Petrus, dass dies nicht der Fall sei. Er sagte, er würde mit Jesus sterben. Das sagten auch die übrigen Jünger. Doch im Laufe der Nacht verließen die Jünger alle Jesus, und Petrus verleugnete Ihn sogar dreimal.
Manchmal sind unsere Handlungen und Reaktionen nicht so edel, wie wir es uns wünschen. Können wir das zugeben? Wenn etwas schief geht, können wir uns ehrlich fragen: „Liegt es an mir?“
Unsere menschliche Natur neigt dazu, uns zu verteidigen und anderen die Schuld zu geben, wenn etwas schief geht. Am Anfang der Schöpfung, als Gott fragte: „Wo bist du?“ gab Adam zu, dass er Gott ungehorsam gewesen war. Aber Adam gab Eva die Schuld, und Eva gab der Schlange die Schuld. Ja, es hat einen schlechten Einfluss gegeben, aber das machte ihre individuelle Schuld nicht ungeschehen. Ausreden, Rechtfertigungen und sogar die Fehler anderer können unsere eigene Schuld nicht ungeschehen machen.
Glaubst du, dass du unschuldig bist, wenn du anderen die Schuld gibst? Stell dir folgendes Szenario vor. Du warst zur Hauptverkehrszeit in der Stadt und der Verkehr war furchtbar. Er war so dicht, dass es nur noch im Schneckentempo vorwärts ging. Manchmal kam er sogar ganz zum Stillstand. Dadurch kamst du sogar zu spät zu einem Termin. Später erzählst du einem Freund davon. „Der Verkehr war heute so schlimm in der Stadt. Stoßstange an Stoßstange und manchmal kam es sogar ganz zum Stillstand. Ich bin sogar zu spät zu meinem Termin gekommen. Wie lächerlich!“
Hattest du Recht? Ja. Aber was ist die ganze Geschichte? Um ganz fair und ehrlich zu sein, müsstest du etwas wie Folgendes sagen. „Ich war heute in der Stadt und habe geholfen, einen Stau zu verursachen. Wir haben den ganzen Ort zum Stillstand gebracht. Manchmal mussten wir sogar ganz anhalten, weil wir so viele waren. Am Ende kam ich zu spät und viele andere wahrscheinlich auch. Wir waren lächerlich!”
Hmmm, ist es das, was wir sagen? Ist es das, was wir denken? Wenn du und alle anderen zu Hause geblieben wären, hätte es keinen Stau gegeben. Und doch gab jeder dem anderen die Schuld.
Was ist mit anderen Dingen in unserem Leben? Was ist mit den Problemen bei der Arbeit, zu Hause oder mit den Nachbarn? Was ist mit dieser gescheiterten Beziehung? Manche Leute streiten sich sogar über Angelegenheiten in der Gemeinde. Sind wirklich immer die anderen schuld? Vielleicht sagen sie dasselbe. Vielleicht sollten wir anfangen, uns selbst ehrlich zu fragen: „Liegt es an mir?“ Vielleicht sind wir gar nicht so unschuldig wie wir gerne glauben würden. Der einzige Weg, unsere Probleme wirklich zu lösen, ist, geradezustehen und ehrlich über unsere eigene Schuld nachzudenken.
„Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit.“ (1. Johannes 1,9)
Von: Evangeliumsruf Nr. 1